"HIOB - (k)ein Musical"

Gott lässt es zu, dass der Teufel dem frommen und gottesfürchtigen Hiob unermessliches Leid zufügt? Diese Erlaubnis ist Teil einer Wette: Gott ist davon überzeugt, dass Hiob ihm auch nach schweren Schicksalsschlägen treu bleiben werde. Der Teufel behauptet das Gegenteil...

Unser vermeintlich abendländisch- christliches Weltbild ist erschüttert: Hier ist nicht von einem allmächtigen und guten Gott die Rede, sondern von einem Gott, der mit seinem Gegenüber wettet und dabei das Leid der Menschen in Kauf nimmt.

Unser christliches Weltbild ist stark durch die Ideenlehre von Platon geprägt. Für den antiken Philosophen sind Ideen Urbilder der Realität, durch die die sichtbare und für uns erfahrbare Welt ihr Sein erst erhält. Die höchste dieser Ideen ist die Idee des Guten. Sie ist der Urgrund aller anderen Ideen, ist somit der Urgrund alles Seienden schlechthin. Platons Idee des Guten hat also neben einer ethischen auch eine ontologische Dimension. Und so verwundert es nicht, wenn wir im Christentum von einem guten und allmächtigen Schöpfergott sprechen.

Aber Platon zieht auch Folgerungen für die Lebenspraxis: Man habe sich von der Vielfalt der sich ständig verändernden, sinnlich erfahrbaren Welt abzuwenden und den Blick auf die absolute Wahrheit, die Idee des Guten, zu richten. Dann werde man Teil an ihr haben, werde, da man mit dem absoluten Sein in größerer Übereinstimmung stehe, zu einem vollkommeneren Leben gelangen.

In dem Musical „Hiob“ gerät ein Mann in eine Lebenskrise, die er mit dem platonisch- christlichen Konzept nicht bewältigen kann. Im Gegenteil, dieses Denken treibt ihn immer tiefer in den Abgrund. Die Lage schiene aussichtslos, brächte er nicht schließlich den Mut auf, die Welt völlig anders zu denken. Und plötzlich erscheint die Vorstellung, dass es eine Bibelgeschichte gibt, in der Gott mit dem Teufel wettet, gar nicht mehr so absurd...